In welchem Jahr hast du deinen Abschluss an der UP gemacht? Welchen (Fach und Grad)? 2022 Physik MSc Wie ging es für dich nach dem Studium weiter?

•	Jobsuche - schon während der Masterarbeit, keine gute Idee
•	Praktikum - 3 Monate, länger (pro Firma) wäre Ausnutzung
•	Reisen - unbedingt, solange man noch kann!!
•	Festanstellung - als sehr glückliche Software Entwicklerin

Wo arbeitest du derzeit? Was sind deine Aufgaben dort?

•	Plexim: eine kleine familiäre Firma mit ca. 30 Mitarbeiter*innen (ähnlich zum Studium - eine sehr angenehme Größe)
•	Entwicklung einer Simulationssoftware für Leistungselektronik
•	Programmieren mit C++, Python und Qt

Inwiefern hat dich das Physikstudium darauf vorbereitet? Drei Bereiche, die für mich nun alle gleich wichtig sind: Technische Grundlagen im Studium:

•	Logisches Denken und Problemlösen
•	Herleiten statt auswendig können
•	Grundverständnis für physikalische Größen und mathematische Zusammenhänge
•	Sinnvoll protokollieren, für mich und andere

Technisches Know-How in HiWi-Nebenjobs:

•	Eine GUI selbst programmieren (Biophysik) (Sonderforschungsbereich)
•	Im Labor experimentieren (Physik weicher Materie)
•	Daten auswerten, simulieren, plotten, diskutieren, vorstellen (Optoelectronics)
•	Wissenschaftskommunikation (HZB Schülerlabor)
•	All diese Nebenjobs waren für mich eine riesige Entscheidungshilfe.

Sozial:

•	Im Team immer fragen statt feststecken, erklären statt tricksen
•	Verschiedene Lösungswege gemeinsam evaluieren
•	Alles lieber ordentlich statt schnell, langfristig für andere nutzbar statt nur für mir verständlich machen
•	Vorträge halten!! Enorm nützlich, wirft ein gutes Licht auf dich und deine Arbeit…

Denkst du gerne an dein Studium zurück? Gibt es etwas, das du aktuell Studierenden mitteilen möchtest (z. B. Tipps, Empfehlungen)? Das Studium war die beste Zeit in meinem Leben. Ich vermisse es! Empfehlungen während dem Studium:

•	Sei effizient - wechsle ab zwischen produktiven Phasen in der Uni und Genuss-Phasen in der Freizeit. Vermeide es, zu lange oder zu alleine an etwas zu tüfteln.
•	Sei fleißig - schaffe Prüfungen, bleib solange es geht mit deinem Jahrgang und deinen Lerngruppen zusammen, kümmere dich auch um die anderen, gebt und nehmt, je mehr ihr zusammen macht und lernt, desto besser und schneller.
•	Sei neugierig - mit verschiedenen Nebenjobs als HiWi (Uni/Institut/extern) bekommst du ein super Gefühl, ob dir die Arbeit in dem Bereich taugt oder nicht.
•	Sei aktiv - nutze den Unisport, die Parks, dein Fahrrad und dein Brandenburg-Ticket voll aus. 
•	Sei gönnerhaft - nutze das Geld, das du hast, voll aus. Für dich und Kommilitonen, für Essen, Reisen, Kino, Sport. Denn das, was du dir jetzt in vielen Monaten mühsam ansparen würdest, hast du später quasi jeden Monat übrig. Stipendien nicht vergessen! Viele haben weniger Bewerber als Zuschüsse, v.a. im MINT Bereich.
•	Sei mutig - mach ein Auslandssemester, am besten im Master, wenn sich dein Jahrgang eh Stück für Stück verteilt. Denn ein Auslandssemester wirft dich sicher aus dem Zeitplan - gibt dir dafür jedoch so viel mehr, was du nicht missen möchtest.
•	Sei entspannt - lass dir Zeit am Ende des Studiums, genieße das Studentsein, mach deine Abschlussarbeit ordentlich und vergiss die Regelstudienzeit.
•	Sei clever - schließe dein Studium am Anfang eines Semesters ab, z.B. mit einem Protokoll, das noch fehlte, dann kannst du den Rest des Semesters noch alle Vorteile genießen, günstig reisen, wohnen, versichert sein, etc.
•	Sei fokussiert - die Job-/PhD-Suche ist ein Full-Time-Job, der sehr viel Energie und Zeit benötigt. Wenn möglich, beginne damit NACH dem Studium. Dann fällt es dir z.B. auch deutlich leichter, über deine Abschlussarbeit zu reden.

Empfehlungen nach dem Studium: PhD vs. Job

•	Hör auf dein Gefühl während der Abschlussarbeit: Möchtest du danach noch eine schreiben, viel umfangreicher, viel anstrengender, viel mehr auf eigene Faust, für wenig Geld, dafür länger Quasi-Student*in sein? Oder möchtest du direkt ins Arbeitsleben starten, faires Geld verdienen, freie Wochenenden haben, nur auf Arbeit an die Arbeit denken, ein anderes Arbeitsumfeld, geregelte Wochen, aber auch begrenzte Urlaubstage haben? Vielleicht hast du schon ein Bauchgefühl.
•	Länger im akademischen Umfeld bleiben lohnt sich, wenn man auch bisher sehr gerne in einer Arbeitsgruppe gearbeitet hat, wenn man relativ ungebunden ist, auch gern mal im Ausland lebt, viel Ehrgeiz, Durchhaltevermögen und Frusttoleranz mitbringt und wenn man gute, hilfreiche, faire Professor*innen findet. 
⁃	Tipp #1: Unbedingt vorher die Gruppe vor Ort besuchen und die Leute fragen, wie das Gruppenklima ist und wie sehr sie sich wohlfühlen. 
⁃	Tipp #2: Bleib nicht in der Wissenschaft, nur um Professor zu werden, das klappt nur bei den wenigsten. Stattdessen gehe einfach den akademischen Weg, solange es dir Spaß macht und du dich wohl fühlst, und schau, wie weit du kommst. Wechseln kannst du immer.
⁃	Tipp #3: Wenn PhD, dann am besten im Ausland. Erstens ist es für Karriere und Erfahrung gut, jede akademische Station in einem anderen Land zu machen, zweitens würde ich das deutsche System (150% arbeiten für 50% Bezahlung) nicht unterstützen wollen.
•	In "die Wirtschaft" wechseln lohnt sich, wenn man etwas fester verwurzelt ist, gerne im Umfeld bleiben möchte und bisher in der Arbeit an der Uni nicht aufgeblüht ist. Es gibt unglaublich viele Möglichkeiten da draußen, ich bin überzeugt, jede*r Physiker*in findet eine Firma, die zu ihm*ihr passt.
⁃	Tipp #1: Einfach mal stöbern, ein paar Bewerbungen rausschicken und in Bewerbungsgesprächen ein Bauchgefühl entwickeln, ob man sich in der Firma und in den Aufgabenbereichen wohl fühlen würde. Ich persönlich fand Start-Ups zu klein mit zu viel Leistungsdruck, große Firmen fand ich zu groß, zu anonym, zu sehr in Meetings und Orga verstrickt.
⁃	Tipp #2: Selten werden explizit Physiker*innen gesucht. Meist habe ich mich initiativ beworben und ehrlich kommuniziert: "Ich bin zwar kein Profi in XY, aber ich kenne schon YZ und kann mich gut einarbeiten". Denn genau das haben wir das ganze Studium über gelernt: Wie man neues lernt - möglichst gut und möglichst schnell. Meine jetzige Firma hat mir dann mit einem Praktikum die Chance gegeben, mich in C++ einzuarbeiten, und siehe da, alle waren glücklich.
⁃	Tipp #3: Auch hier wieder das Gespräch mit Mitarbeiter*innen suchen und nach deren Empfehlung fragen. Viele haben schon ein paar Jobs hinter sich und können die Probleme und Vorzüge ihrer jetzigen Firma gut zusammenfassen.
•	Mein Freund und ich sind beruflich unterschiedliche Wege gegangen - doch das ergänzt sich ganz gut. Er ist in seinem PhD deutlich gestresster, dafür ungebundener, ich bin im Job deutlich gebundener und dafür sicherer unterwegs (:
  • Zuletzt geändert: vor 20 Monaten
  • von Julian Staehle