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Vor einigen Monaten verursachten Berichte in den PNN und anderen Medien sowie eine Pressemitteilung des AStAs zur Drittmittelfinanzierung des Lehrstuhls von Herrn Prof. Metzler durch das US-Verteidigungsministerium eine gewisse Unruhe an der Universität im Allgemeinen und an unseren Instituten im Besonderen.
Vor dem Hintergrund der von der Vollversammlung verabschiedeten Resolution zu Drittmitteln und militärischer Forschung erbaten wir ein Gespräch mit Prof. Metzler zur Erläuterung der Sachverhalte. Wir möchten uns an dieser Stelle ausdrücklich für seine Zeit und seine ausführliche Unterstützung bedanken.
Anlass für die Meldungen war eine Förderung von etwa 7 000€ des zum US-Verteidigungsministerium gehörenden „Office of Naval Research“ (ONR), die zur Finanzierung der Konferenz „Search and Exploration III“ in Cargèse, Korsika verwendet wurden. Inhalt der Konferenz waren statistische Betrachtungen der Bewegungen von Molekülen sowie der Vergleich mit den Bewegungen von Menschen. In den Medien weit verbreitet wurde als mögliche Anwendung der Forschungsergebnisse die Suche nach U-Booten durch Kriegsschiffe; andere Anwendungsmöglichkeiten sind die Suche von Informationen im Internet oder in Datenbanken oder auch eine Erforschung der Nahrungssuche von Tieren.
Prof. Metzler betonte im Laufe des Gesprächs mehrfach, dass er sich selbst als tendenziell pazifistisch eingestellten Menschen betrachtet, in der Förderung durch das ONR jedoch keinen Konflikt zu dieser persönlichen Haltung sieht. Seiner Meinung nach wurde durch die Förderung kein Einfluss auf seine Forschung genommen; dies begründet er mit der relativ kleinen Förderungssumme sowie mit der Tatsache, dass „no strings attached“ seien – so sei er nicht zur Geheimhaltung der Forschungsergebnisse oder der Förderung verpflichtet worden, im Gegenteil sei es sogar Auflage des Programms, dass alle Konferenzteilnehmer über die Unterstützung durch das ONR informiert seien.
Ebenso ist Prof. Metzler der Meinung, dass das US-Militär an den Forschungsergebnissen nur begrenzt interessiert ist. Die finanzielle Unterstützung sei im Wesentlichen durch persönliche Kontakte zustandegekommen, und von dem an die Förderung geknüpften Recht, einen Vertreter zur Konferenz zu entsenden, habe das ONR keinen Gebrauch gemacht.
Herr Prof. Metzler wies im Gespräch auf ein grundsätzliches Finanzierungproblem hin, vor dem er sich sieht: Es ist zunehmend schwierig, an umfangreiche Drittmittel bspw. zur Finanzierung solcher Konferenzen zu gelangen; gleichzeitig sind Landesmittel ebenfalls sehr knapp. Um nicht, wie es in den USA üblich ist, teilweise fast abschreckend hohe Konferenzgebühren erheben zu müssen, sieht er sich gezwungen, auch auf solche Drittmittel zurückzugreifen, auf die er, wie es die Fachschaft Mathematik-Physik fordern, sonst gerne verzichten würde.
Der FSR MaPhy erkennt an, dass es sich in diesem Fall um eine relativ kleine Summe handelt und eine Beeinflussung der Forschung in diesem konkreten Fall eher unwahrscheinlich ist. Nichtdestotrotz verurteilen wir vor dem Hintergrund des Beschlusses der Vollversammlung auch diesen Fall von Förderung durch Drittmittel militärischer Einrichtungen. Eine Einflussnahme auf die Forschung ist schließlich trotz aller Argumente nicht gänzlich auszuschließen; als FSR Mathematik-Physik vertreten wir eine konsequente Ablehnung von Fördermitteln militärischer Einrichtungen unabhängig von der Höhe des Förderbetrags.
Wir erneuern daher unsere Forderung nach eine Erhöhung der Transparenz im Umgang mit Drittmitteln sowie einem Verbieten der Annahme von Drittmitteln militärischer Einrichtungen. Ebenfalls bekräftigen wir vor dem Hintergrund des von Prof. Metzler genannten Dilemmas unseren Aufruf zur Erhöhung der Landesmittel für die Universitäten, damit Konferenzen auch in Zukunft frei zugänglich abgehalten werden können und die Forschung im Land Brandenburg unabhängig bleibt.
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